Donnerstag, 15. März 2012

Spiegelkind von Alina Bronsky


Spieglkind
Du weißt nicht wer du bist! Sie verfolgen dich! Was wirst du tun?

In Julis Welt werden die Menschen normalisiert. Jede Abweichung von der Norm wird verfolgt.  Als plötzlich Julis Mutter verschwindet, stellt dieses Ereignis Julis ganze Welt auf den Kopf.  Sie bricht aus ihrer sozialisierten Erziehung mit Verdrängung, Verleugnung und Isolierung aus um die  ganz neue Welt der Pheen zu entdecken. Eine verbotene Welt, die aus Angst vor dem Anderssein gefürchtet wird. Katapultiert sich Juli damit selbst zu den ausgestoßenen Freaks? Und was hat ihre Mutter mit den Pheen zu tun? Mit Unterstützung aus der Familie kann Juli nicht rechnen. Doch zum Glück lernt sie Geschwister Ksü und Ivan kennen, die so ganz anders sind als Juli und die „Normalen“….

SPIEGELKIND ist der Auftakt einer Trilogie von Alina Bronsky. Juli erzählt die Geschehnisse aus ihrer Perspektive, weshalb man auch selbst immer nur genauso viel (oder wenig) weiß wie die Protagonistin.
Anfangs merkt man überhaupt nicht dass es sich bei SPIEGELKIND um eine Dystopie handelt. Die Atmosphäre ist ziemlich starr, was aber gut zu den kühlen Umgangsformen der Normalen passt. Doch manchmal wird man etwas zu lange im Unklaren gelassen. Dinge, die man sich eigentlich denkt, aber nicht sicher weiß, brauchen gefühlte Ewigkeiten um aufgelöst zu werden. Dadurch habe ich das Buch stellenweise als etwas langatmig  empfunden.

Hauptperson ist natürlich die 15-jährige Juli. Ihre Eltern sind zwar getrennt, kümmern sich aber abwechselnd um sie und ihre beiden kleinen Geschwister. Wie ungewöhnlich dieses Arrangement eigentlich ist, erfährt man erst später. Sie besucht das konservative Lyzeum, eine Eliteschule, die ungewöhnlicherweise noch persönliche Lehrerkontrollen durchführt. Juli ist über ihre Herkunft lange im Unklaren gelassen worden. Daher ist ihre Suche nach ihrer Mutter auch eine Suche zu sich selbst.

In Julis Umgebung sind die Menschen alle zu einem Einheitsbrei verkommen. Abgegrenzt von den Freidenkern, die sie Freaks nennen, ist das ganze Leben darauf ausgerichtet Normal zu sein. Dabei hat sich die Gesellschaft total isoliert. Selbst kleinste körperliche Berührungen und Hausbesuche sind verpönt. Die Menschen vereinsamen, um keinen in ihr Leben zu lassen. Es hat mich gewundert dass sich dem zu Trotz überhaupt Familien bilden konnten.

Jeder Normale trägt auch ein Armband mit einer Nummer. Wird diese Nummer eingescannt kann man die betreffenden Eckdaten der Personen lesen. Dieses Armband bescheinigt einem quasi „normal“ zu sein.  Obwohl diese Gesellschaft total technisiert ist, werden die Bürger gänzlich in ihrer Meinungsfindung eingeschränkt. Selbst das Internet ist nicht frei nutzbar, sondern wird nach Status freigeschaltet.

Als Juli dann Ksü kennen lernt, ist sie selbstverständlich irritiert. Denn Ksü sieht nicht nur anderes aus, sie benimmt sich aus ziemlich unkonventionell. Doch die anfängliche Abneigung und Missbilligung verwandelt sich schnell in eine echte Freundschaft. Ksü und ihre Bruder Ivan zeigen Juli eine andere Seite des Lebens und sind als einzige bereit Juli die Wahrheit über ihre Mutter zu erzählen.

Der Umschlag dieser Hardcoverausgabe könnte ein  Quadrum der Mutter sein. Eines ihrer Bilder, das sie ihren Kindern hinterlassen hat. Wie ein zersplitterter Spiegel durchziehen jedoch Silberfäden das Cover und harmonisieren gut mit den kalten Blau- und Grüntönen. Das Lesebändchen ist ebenfalls passend Blau gehalten.

Die Grundidee zu SPIEGELKIND finde ich richtig gut. Jedoch hätte die ganze Geschichte etwas spannender umgesetzt werden können. Die Handlung konnte mich nicht vollends packen, obwohl Juli wirklich genügend erlebt. Ein nettes Buch für zwischendurch, dessen Folgeteile ich auch lesen werde, aber kein Pageturner.


Hier kommt ihr zu einer Leseprobe KLICK




Autoreninfo:
Alina Bronsky, Jahrgang 1978, war Medizinstudentin, Werbetexterin und Redakteurin bei einer Tageszeitung, bis sie eines Tages ein Manuskript an drei Verlage schickte und auf Anhieb die Zusage bekam. Ihr Debüt "Scherbenpark" gehörte zu den meist beachteten Debüts des Jahres 2008 und wurde für diverse Preise nominiert, darunter den Deutschen Jugendliteraturpreis. Ihr zweiter Roman "Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche" stand auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis. Die Rechte an Bronskys Romanen wurden in über zehn Länder verkauft, sie erscheinen unter anderem in den USA und Italien.

Mein herzlicher Dank für das Rezensionsexemplar geht an Buchbegegnungen und dem Arena Verlag!


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