Donnerstag, 29. September 2011

Im Land des Voodoo-Mondes – Kathleen Weise

Im Land des Voodoo-Mondes
1789: Nach dem Tod der Mutter flüchtet Eloises Vater mit ihr von Frankreich nach Saint-Domingue.
Auf dieser bunten karibischen Insel wohnen die beiden auf der Zuckerrohrplantage ihres Onkels. Eloise ist jedoch über das Leid der Sklaven erschüttert und gerät mitten hinein in die Rassenkonflikte und den Bann eines jungen Mulatten. Doch nicht nur die Armut der Sklaven und die Härte, mit der gegen sie angegangen wird, nimmt Eloise mit. Jemand scheint einen Fluch auf sie gelegt zu haben. Auch ihr Vater ist nur noch ein Abbild seines alten Selbst. Können sie mit Hilfe einer Voodoopriesterin überleben oder ist ihr Tod längst beschlossenes Schicksal?

Das Buch startet lehrreich mit einer kurzen geschichtlichen Einführung ins Thema, was ich für den nachfolgenden Roman auch wichtig finde. Denn wer kann schon von sich behaupten ein Experte der französischen Kolonien in der Karibik zu sein!

Die gesamte Handlung wirft einen dann direkt in eine andere Welt. Die Karibik zur Kolonialzeit ist zwar bunt, aber auch sehr fremd. Aufgrund des einfachen, aber bildhaften Schreibstils konnte ich mir alles sehr gut vorstellen. Geschichtlich passende Begriffe wie Grand Blancs und Petit Blancs werden auf selbstverständliche Art im Text eingeflochten und verinnerlicht. Durch die einfachen französischen Begriffe wirkte die ganze Atmosphäre gleich  authentischer. Etwas schwer tat ich mich jedoch mit der fremden Voodoo-Religion der Inselbewohner.

Die Figuren in diesem Buch waren gut ausgearbeitet. Jeder hatte seine eigenen Charakterzüge, welche auch nachvollziehbar waren. Eloise,  ihre Zofe Nadine und der Mulatte Gabriel waren natürlich am interessantesten.
Gerade Eloises Wandlung hat mir gefallen. Ihre anfängliche Verschrecktheit und die Angst vor dem Neuen, die sich in Mitleid wandelt und dann zum Drang nach der Wahrheit und Freiheit wird.
Aber auch die verschiedenen Sklaven waren alle genauso bunt oder steif dargestellt, wie ich es mir wirklich vorstellen kann.
Eloises Onkel wird von Anfang an als typisch herzlosen und profitgeiler Grand Blanc beschrieben, wie es damals Gang und Gebe war. Schön, dass dies hier nicht verherrlicht wurde.

Obwohl man in Grundzügen natürlich weiß, wie die Sklaven damals behandelt wurden, waren manche Passagen im Buch doch erschreckend. Traurig das Eloises Mitgefühl dennoch früher verpönt war und als „zu weich“ galt. Der Diener des Vaters, Tanguy, bringt die Behandlung der Sklaven auf den Zuckerrohrplantagen, in nur einem Satz auf den Punkt:

Ihre Pferde behandeln sie (die Plantagenbesitzer) besser als diese Schwarzen.“

Das Cover finde ich absolut ansprechend. Mit dem intensiven, harmonischen Rot hat es auch einen guten Wiedererkennungswert und wirkt gleichzeitig irgendwie mystisch und gefährlich. Die Blumen wirken fast so, als wären sie aus Blut gegossen. Und der durchscheinende Totenkopf passt gut zum Voodoo-Zauber.
Wenn man das Buch aufschlägt, geht es liebevoll gestaltet weiter. Als erstes prangt einem nämlich eine schöne Karte von Saint-Domingue im Jahre 1789 entgegen. Auch die schönen Verzierungen zu Anfang eines jeden Kapitels passen zum karibischen Flair und lockern die Seiten auf.

Im Land des Voodoo-Mondes“ ist ein schönes Jugendbuch, das auf die Lesebedürfnisse von Jugendlichen ab ca. 13 Jahren abgestimmt ist. Über den Voodoo-Kult habe ich doch einiges gelernt, vor allem, das alles was ich zu wissen glaubte einem Irrtum entstammt! 
Allerdings finde ich den Schluss etwas zu rosarot, wenn man bedenkt, was vorher alles vorgefallen ist. Aber das ist halt Geschmackssache.


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Autoreninfo:
Kathleen Weise, geboren 1978 in Leipzig, absolvierte ein Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig mit den Hauptfächern Prosa und Dramatik/Neue Medien. Sie arbeitet als freiberufliche Autorin und Lektorin.


Mein Dank für das Rezensionsexemplar geht an Planet Girl!

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